Parsec + Paperspace Cloud Gaming im Test
7 Minuten Lesezeit
Cloud Gaming wird immer beliebter und es gibt immer mehr Anbieter, die einen eigenen Service starten. Zu den Pionieren in diesem Bereich gehören definitiv Parsec und Paperspace. Dabei ist Parsec der Entwickler einer Softwarelösung, die das Streaming von Spielen ermöglicht. Über Paperspace können Server gemietet werden, die man unteranderem für Cloud Gaming nutzen kann. Bei Dienste arbeiten sehr gut zusammen, sodass man direkt beim Erstellen des Servers Parsec installieren kann.
Wir haben die Kombination aus beiden Diensten getestet. Wer das ganze lieber visuell erleben möchte, der kann sich unser Testvideo ansehen:
Einrichtung: Nur einfach für Pros
Die Einrichtung von Parsec und Paperspace gestaltet sich relativ einfach, wenn man nicht völlig unerfahren bei der PC Bedienung ist. Bei Paperspace erstellt man einfach ein Konto, hinterlegt Zahlungsdaten und man kann unter dem Menüpunkt „Core“ eine „Maschine“ (einen Server) erstellen. Dabei wählt man das vorkonfigurierte Parsec Template aus. Dies installiert Windows Server inklusive der Parsec Software. Bei der Hardware wählt man zwischen vier verschiedenen Optionen, wobei zu unserem Testzeitpunkt nur zwei sofort verfügbar waren.
Zur Auswahl stehen die Nvidia Quadro M4000, P4000, P5000 und P6000. Zur Seite stehen den Grafikkarten immer 30 GB Ram, eine 8 Kern CPU sowie eine SSD mit beliebiger Größe. Den SSD Speicher bucht man extra und zahlt hierfür einen fixen monatlichen Betrag, wohingegen der Server pro Stunde abgerechnet wird.
Bei Parsec erstellt man sich ein ebenfalls Konto und lädt die Client Software auf seinen PC herunter, um sich später mit dem Server verbinden zu können. Die Software wird für Windows, MacOS, Linux, Android und Raspberry Pi3 angeboten. Nutzer von iOS Geräten schauen leider in die Röhre.
Ist der Server eingerichtet, verbindet man sich erstmals im Browser, um dort mit einer Art Remotdesktop Parsec zu starten und sich mit dem gerade erstellten Konto einzuloggen. Danach kann man die Verbindung im Browser wieder schließen und den Parsec Client auf dem eigenen PC starten. Loggt man sich dort mit dem selben Konto ein, sieht man den Paperspace Server und man kann sich verbinden und die Installation der Spiele starten.
Die Einrichtung ist damit verhältnismäßig einfach. Etwas kniffliger wird es bei der Optimierung des Streams. Darauf gehen wir später im Artikel ein.
Hardware und Netzwerkanforderung
Zur Nutzung von Parsec gibt es offiziell Systemanforderungen sowie man dies auch von Spielen kennt. Diese fallen allerdings sehr gering aus:
Mindestanforderungen:
- CPU: Core 2 Duo oder besser
- GPU: Intel GMA 950 / NVIDIA 6000 series / AMD Radeon X1000 series oder besser
- Memory: 4GB DDR3
Empfohlen:
- CPU: Intel Core i5 or better
- GPU: Intel HD 4000 / NVIDIA 200 series / AMD 6000 series oder besser
- Memory: 8GB DDR3
Kniffliger sind die Anforderungen an das Netzwerk. So benötigt man mindestens 10 Mbits im Download und 2 Mbit im Upload. Empfohlen werden sogar 30 Mbit im Download. Außerdem sollte euer Ping im maximal 30ms hoch sein. Besser ist ein Ping unter 15ms. Aus unserer Sicht sind 10 Mbits nur bei geringer Bildqualität ausreichend. Wer in hoher Qualität streamen möchte, sollte mindestens über einen 30 Mbit Anschluss verfügen.
Preise: Abrechnung pro Stunde kann teuer werden
Die Preise von Paperspace, dem Serveranbieter, richten sich nach Stundentarifen. Das bedeutet man bezahlt pro Stunde, die der Server eingeschaltet ist. Hinzukommen die monatlichen Kosten für den Speicherplatz, die nach Größe variieren.
Stündliche Serverpreise:
- Quadro M4000: $0,51 / Stunde
- Quadro P4000: $0,51 / Stunde
- Quadro P5000: $0,78 / Stunde
- Quadro P6000: $1,10 / Stunde
Speicherpreise pro Monat:
- 100GB $7 pro Monat
- 250GB $10 pro Monat
- 500 GB $25 pro Monat
- 1TB $55 pro Monat
- 2TB $120 pro Monat
Aus unserer Sicht ist der Preis der größte Kritikpunkt des Services, da man schon bei wenigen Spielstunden plus Speicherkosten schnell die 50€ im Monat sprengt. Das bedeutet, dass es sich wirklich nur lohnt, wenn man es sehr selten nutzt. Andernfalls kann man schon nach wenigen Monaten einen Einstiegs-Gaming-PC oder eine gute 4k Konsole kaufen, die keinen Nachteil bei der Bildqualität durch Streaming hat. Wenn man sich die monatlichen Preise anschaut, dann kostet Paperspace bei dauerhafter Nutzung mindestens 305 Dollar pro Monat. Das ist zu viel für einen Cloud Gaming Dienst.
Außerdem bieten viele neue Dienste, insbesondere die von großen Konzernen, Cloud Gaming für einen kleinen monatlichen Betrag an. Bei Googles Dienst Stadia sollen es 10€ pro Monat sein und bei GeforceNow sind es im ersten Jahr sogar nur 5,50€, die einem erlauben soviel zu spielen wie man möchte. Dementsprechend sollten Intensivnutzer definitiv einen anderen Dienst in Erwägung ziehen.
Streamingqualität: Individuelle Konfiguration erforderlich
Die Videoqualität des gestreamten Spiels hängt natürlich sehr stark von der eigenen Internetverbindung ab. In unserem Fall konnten wir eine 400 Mbit Leitung nutzen, womit die Geschwindigkeit sicherlich nicht der Flaschenhals sein wird. Zunächst testeten wir das Streaming mit den Standardeinstellungen und mussten leider feststellen, dass es zu starken Lags und Artefakten im Bild kam. Zum Vergleich haben wir zwei Screenshots aufgenommen.
Damit zeigt sich, dass eine individuelle Konfiguration von Vorteil ist, um eine hohe Bildqualität zu erzielen. Mit einer Einstellung von bis zu 50 Mbits für den Stream sowie der Aktivierung von H.265 konnten wir eine deutliche Verbesserung erzielen. Gestreamt haben wir in 1440p. Theoretisch wird auch 4k unterstützt, allerdings der Stream noch aufwendiger und bei uns war es spürbar weniger flüssig.
Ein weiterer Faktor ist zudem die Anbindung innerhalb des eigenen Netzwerks. Wer auf WLAN setzt, sollte sicherstellen, dass die Funkverbindung schnell ist und er in einem 5Ghz WLAN eingewählt ist. Andernfalls kann man das Streamen (insbesondere schnelle Spiele) von Spielen nicht realisieren. Im besten Fall verbindet man den Client PC mit LAN an, um keine Verluste bei der Qualität zu erleiden. Unterwegs streamen ist theoretisch auch möglich, aber hierfür ist eine sehr stabile und schnelle LTE Verbindung nötig. Außerdem sollte man beachten, dass ein Videostream relativ viel Datenvolumen verbraucht.
Insgesamt mussten wir feststellen, dass auch bei den besten Einstellungen und bei einer sehr guten Verbindung die Bildqualität nicht mit einem nativen Bild mithalten konnte. Durch den Stream wird das Bild logischerweise komprimiert und nur die Veränderungen zum nächsten Bild werden gespeichert. Gerade Details wie weit entfernte Gegner in Shooter gehen so schnell unter.
Auswahl an Games
Da es sich um eine vollwertige Windowsinstallation handelt, kann man eigene Games und Programme nach belieben installieren. Dies bedeutet auf der einen Seite, dass man mehr Aufwand mit der Installation der Spiele hat, aber dafür uneingeschränkt alles installieren kann, was man möchte. Es ist somit auch möglich Mods zu installieren.
Auf der anderen Seite kann man nicht über eine App schnell in ein Spiel springen und es einfach streamen ohne Installation und Einrichtung, wie andere Dienste es anbieten.
Im Hinblick darauf welche Spiele gut spielbar sind, können wir vor allem Strategie und Aufbauspiele empfehlen, da diese nicht so stark an der erhöhten Latenz und geringeren Bildqualität leiden wie Rennspiele oder Shooter. Wer kompetitiv spielt sollte lieber einen eigenen Gaming PC oder eine Konsole verwenden.
Fazit
Das Paket aus Parsec und Paperspace ist eine interessante Kombination, die man gerne mal ausprobiert. Für einen langfristigen Einsatz ist diese Cloud Gaming Lösung jedoch nicht geeignet. Der Preis pro Stunde kann bei intensiver Nutzung die Kosten stark in die Höhe treiben, sodass man nach wenigen Monaten lieber einen Gaming PC kauft. Andere Dienste bieten hier deutlich mehr Spielspaß zu einem fixen Preis pro Monat an.
Das die Kosten des Dienstes so hoch sind dürfte vor allem daran liegen, dass die Nutzer reale Serverpreis zahlen wie beispielsweise bei Amazon AWS. Größere Unternehmen haben viel mehr finanzielle Mittel, um so einen Dienst vorerst zu subventionieren oder die Serverkapazitäten im großen Stil zu kaufen und intelligent zu verteilen.