Aus der Traum: Ballistic Moon nach Until Dawn Remake vor dem Aus

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Die wichtigsten Fakten im Überblick:

  • Recherchen deuten darauf hin, dass Ballistic Moon, der Entwickler des Until Dawn Remakes, höchstwahrscheinlich geschlossen wurde – nur die Gründer und wenige Mitarbeiter sollen noch übrig sein.
  • Entlassungswellen im September und Dezember 2024 mit insgesamt rund 60 Mitarbeitern haben offenbar zum aktuellen Zustand des Studios geführt.
  • Schwache Verkaufszahlen und fehlende Finanzierung scheinen die Hauptgründe für die Schließung zu sein, wobei es keine offizielle Stellungnahme des Studios gibt.

Die Geschichte hinter Ballistic Moon

Ballistic Moon wurde 2019 von drei ehemaligen Mitarbeitern von Supermassive Games gegründet: Duncan Kershaw, Neil McEwan und Chris Lamb. Das in Woking, Surrey, ansässige Studio hatte große Ambitionen und wollte mit innovativen Spielen die Grenzen des Game-Developments verschieben. Ihr erster und bislang einziger Titel war das Remake des Horror-Klassikers Until Dawn für PS5 und PC, das im Oktober 2024 erschien und den Einstieg des Studios in die Branche mit einem hochkarätigen Projekt markierte.

Die Gründer brachten jahrzehntelange Erfahrung mit und hatten zuvor am Original Until Dawn gearbeitet. In Interviews wie dem Aardvark Swift Podcast betonten sie ihren Anspruch, genredefinierende Erlebnisse zu schaffen.

Das Until Dawn Remake: Vom Hoffnungsträger zum Stolperstein

Das am 4. Oktober 2024 veröffentlichte Remake wurde mit der Unreal Engine 5 komplett neu aufgebaut und bot verbesserte Grafik sowie neue Inhalte wie eine Post-Credit-Szene, die einen möglichen Nachfolger andeutete. Die Resonanz fiel jedoch gemischt aus: Auf Metacritic erreichte das Spiel eine Wertung von 79, während OpenCritic es mit „Befriedigend“ (69 Punkte) bewertete, wobei nur 38% der Kritiker eine Empfehlung aussprachen.

Kritiker lobten zwar die verbesserte Grafik, bemängelten jedoch den Mangel an bedeutenden Gameplay-Änderungen und den stolzen Preis von 60 Euro. Viele Spieler bevorzugten sogar die ursprüngliche Version von 2015. Das Feedback der Community auf Plattformen wie Steam spiegelte diese Bedenken wider – insbesondere hinsichtlich der Optimierung und des Preis-Leistungs-Verhältnisses.

Konkrete Verkaufszahlen wurden nicht veröffentlicht, aber Berichte deuten auf einen schwachen Start in Großbritannien hin. Mit einer Spitze von gerade einmal 2.607 gleichzeitigen Spielern auf Steam reiht es sich in Sonys eher schlecht performende Titel wie Concord oder Sackboy: A Big Adventure ein. Dass Sony selbst keine Erfolgsmeldungen veröffentlichte, spricht Bände – das Spiel hat die kommerziellen Erwartungen offenbar nicht erfüllt.

Vom Traum zum Albtraum: Die Entlassungswellen

Die finanziellen Schwierigkeiten von Ballistic Moon wurden erstmals im September 2024 sichtbar, als das Studio bestätigte, etwa 40 Mitarbeiter entlassen zu haben, wie GamesIndustry berichtete. Eine zweite Entlassungswelle folgte im Dezember 2024 mit weiteren 20 Mitarbeitern, laut Insider Gaming.

Bis März 2025 sollen laut Quellen nur noch die Gründer und möglicherweise eine Handvoll Mitarbeiter übrig geblieben sein. Es gibt keine Mitarbeiter mehr in den Bereichen PR, Marketing oder Entwicklung. Das Studio wird als „faktisch geschlossen“ beschrieben, und es wird keine Arbeit mehr geleistet – nicht einmal mehr Patch-Support für das Spiel, wie Fans berichten, die Bugs melden, aber keine Antwort erhalten, so Gameranx.

Die Führungsebene des Studios hat keine offizielle Erklärung zur Schließung abgegeben, und Versuche, sie zu kontaktieren, blieben erfolglos. Rein technisch existiert das Unternehmen noch, was auf die Möglichkeit einer Wiederbelebung hindeutet, falls Finanzierung oder ein Publisher gefunden werden sollte – aktuelle Berichte deuten jedoch nicht darauf hin.

Was hat zum Untergang geführt?

Die Schließung scheint auf die schwache kommerzielle Performance des Spiels und die Unfähigkeit, künftige Finanzierung zu sichern, zurückzuführen zu sein. Berichten zufolge haben die Gründer neue Projekte vorgeschlagen und nach Publishern gesucht, aber ihre Bemühungen blieben erfolglos, wie India Today Gaming berichtet.

Gespräche mit Sony über zusätzliche Finanzierung, etwa für Updates des Remakes, führten zu nichts. Quellen deuten auf mangelnde Unterstützung seitens Sony nach dem Launch hin, wie auf Reddit berichtet wurde. Dies passt zum breiteren Kontext der Herausforderungen in der Spielebranche, mit Entlassungen, die 2024 über 11.700 Menschen in 130 Unternehmen betrafen, wie Insider Gaming erwähnt.

Arbeitsbedingungen und Studiokultur

Ehemalige Mitarbeiter beschrieben Ballistic Moon als grundsätzlich guten Arbeitsplatz und lobten die Teamdynamik. Einige berichteten jedoch von unbezahlten Überstunden, wobei einer dies mit „Wochen“ unbezahlter Arbeit gleichsetzte – besonders bitter, da die Entlassungen kurz nach solchen Anstrengungen verkündet wurden. Dies wirft ein kritisches Licht auf die Betriebspraktiken des Studios.

Zeitstrahl der Ereignisse

Datum Ereignis Details
2019 Studiogründung Durch Duncan Kershaw, Neil McEwan und Chris Lamb
Oktober 2024 Veröffentlichung des Until Dawn Remakes Für PS5 und PC
September 2024 Erste Entlassungswelle Etwa 40 Mitarbeiter entlassen
Dezember 2024 Zweite Entlassungswelle Etwa 20 weitere Mitarbeiter entlassen
März 2025 Berichtete Schließung Nur noch Gründer und wenige Mitarbeiter, keine Arbeit mehr

Ausblick und Branchenimplikationen

Die Schließung wirft Fragen zur Zukunft des Until Dawn-Franchise auf. Schauspieler Peter Stormare hatte Andeutungen zu einer Fortsetzung gemacht, aber jede Folgeproduktion würde wahrscheinlich einen neuen Entwickler involvieren – möglicherweise Supermassive Games selbst.

Die Website des Studios wirbt immer noch für das Spiel als „coming soon“, was ihren veralteten Zustand widerspiegelt. Dieser Fall unterstreicht die Risiken für neue Studios, die von einem einzigen Projekt abhängig sind, besonders in einem wettbewerbsintensiven Markt mit hohen Entwicklungskosten und unsicheren Renditen.

Für die Gaming-Branche ist dies ein weiteres Warnzeichen in einer Zeit, in der selbst etablierte Studios unter dem wirtschaftlichen Druck ächzen. Wo ein Flopp früher verschmerzbar war, kann er heute das Aus bedeuten – besonders für ein junges Studio wie Ballistic Moon, das alles auf eine Karte gesetzt hatte.

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